Die harten Fakten
geboren: September 1976
Größe: 178cm
Gewicht: saisonabhängig, aber im Durchschnitt so etwa 68kg
Verein: LG Wien
Trainer: für Ultraläufe ich, für Marathon Adi Hanel
Bestleistungen
10km | 0:37:58 | Silvesterlauf Krems 2011 |
Halbmarathon | 1:24:12 | Wien Energie 2010 |
Marathon | 3:02:19 | Valencia Marathon 2017 |
50km | 4:14:30 | Wien 2012 |
6h | 70,957km | Steyr 2015 |
100km | 9:37:35 | Wien 2017 |
12h | 120,974km | Sarvar 2017 |
24h | 193,123km | Sarvar 2015 |
48h |
245,137km 278,39km |
Gols 2017 Wien LAZ 2018 (inoffiziell) |
Seit wann läufst Du?
Mein erster richtiger Lauf war der Halbmarathon in der Wachau 2004, den ich damals in für mich überraschend schnellen 1:42:39 beenden konnte. Nachdem dies so gut lief, beschloss ich spontan, drei Wochen später beim Graz-Marathon zu starten. Nach 3:48:29 kam ich ins Ziel, die letzten so etwa 7 Kilometer waren nicht mehr lustig, aber die Laufbegeisterung hatte mich jedenfalls nachhaltig gepackt und es folgten dann viele Läufe zwischen 5km bis Marathon.
Seit wann läufst Du Ultradistanzen?
Als wirklichen Ultraläufer bezeichne ich mich seit 2010. Davor gab es zwar ein paar Auftritte beim Ultra-Alpin-Marathon auf der Veitsch, aber das war mehr ein "Marathonlauf mit Wandereinlagen". 2010 startete dann aber meine Ex-Frau in einer Mega-Damenstaffel beim 24-Stundenlauf in Irdning. Nachdem bei Läufen nur zuschauen nicht so ganz meines ist, checkte ich mir eine Startnummer, um mich auch offiziell ein wenig auf der Strecke bewegen zu können. Großartiges Training gab es vorher nicht, aber motiviert war ich, da dies auch meine erste Benefizaktion war. Wer alle Details lesen möchte, wie man es besser nicht machen sollte, der sei zu meinem Blog-Eintrag über "Einmal und nie wieder?" verwiesen.
Warum tut man sich so etwas an? Ist das nicht schädlich?
Langstreckenleistungen haben mich schon immer fasziniert, früher passiv als Fernsehzuschauer, und dann natürlich über den Lauffreundeskreis, welche solche Abenteuer wie zum Beispiel den Rennsteiglauf absolviert hatten. Und nachdem der Mensch ursprünglich dafür konzipiert war, seine Beute langsam aber beständig zu Tode zu hetzen, gilt es nur, dieses in der modernen Zeit verschüttete Potenzial wieder zu erwecken. Außerdem ist Laufen für mich die ideale Ergänzung zum Büroalltag, um Ruhe zu finden, meine Gedanken zu sortieren und Kalorien zu verbrennen. Denn neben dem Laufen esse ich auch unheimlich gerne. Beides ist aber symbiotisch - man braucht zum Laufen zuvor Energie und verbrennt sie dann beim Laufen auch wieder. Eine Win-Win-Situation. Und gerade der 24-Stundenlauf (und mehr) stellt für mich eine besondere Faszination dar, da ich - trotz schon mehr als 10 absolvierter 24-Stundenläufe - mir weder davor noch danach wirklich vorstellen kann, dass so eine Leistung möglich ist. Aber sie ist es. Und gerade diese Grenzerfahrung ist es wohl, die ich suche.
Auf welchen Strecke finden Deine Ultraläufe statt?
Zumeist finden die Läufe auf flachen Runden von 1-2km Länge statt, da somit für den Veranstalter wie auch den Läufer die Infrastruktur (Verpflegung, Beleuchtung [man läuft ja schließlich auch viel in der Nacht], WC) optimal gestaltbar ist. Auch die Stimmung und gegenseitige Anfeuerung durch das oftmalige überholen/überholt werden ist ein ganz besonderes Charakteristikum dieser Art Ultraläufe. Hier wird die Leistung des Ersten ebenso gleichwertig geschätzt wie jene des Schlusslichts. Denn egal ob 6h, 12h, 24h oder 48h und die dabei erzielte Distanz: durchhalten muss jeder, egal wie weit man dabei kommt!
Bist Du bei den Läufen allein?
Nein, es gibt ja viele Mitläufer:innen - aber noch viel wichtiger: ich habe immer ein Betreuerteam um mich, das für mein Wohlergehen sorgt und mir das Denken abnimmt. Das wird nämlich nach vielen Stunden und Kilometern meist recht schwer und man ist dann nicht mehr unbedingt ganz klar im Kopf. Böse Zungen behaupten, dies ist man schon beim Start nicht, denn sonst würde man sich das nicht antun. Wie oft in meinen Berichten geschrieben, hat das Betreuerteam sicherlich einen Anteil von 50% wenn nicht mehr an meiner erzielten Laufleistung. Einfühlungsvermögen, Selbsterfahrung mit (Ultra-)Laufen, Ernährungswissen und mentale Unterstützung sind Komponenten, die meine Betreuer mitbringen. Mit der Erfahrung funktioniert es mittlerweile aber auch ohne Betreuung ganz gut.
Wird Dir nicht langweilig bei einem 24-Stundenlauf?
Nein, es gibt ja genug zu tun. Und falls doch die Routine überhand nimmt, nehme ich den MP3-Player mit meiner ausführlichen Playlist oder beginne Zuschauer, Streckenbegrenzungspflöcke, Lichtmasten oder ähnliches zu zählen.
Wie lange brauchst Du nach einem solchen Lauf zur Erholung?
Muskulär verkrafte ich Ultraläufe wesentlich besser als Kurzstrecken-Events wie Halb- oder Marathon. Allerdings ist die Erschöpfung und Müdigkeit nach Läufen ab 12 Stunden der dominierende Faktor. So brauche ich nach einem 24-Stundenlauf etwa 3-4 Wochen bis die latente Grundmüdigkeit wieder verschwunden ist, wobei kurze Läufe bis 10km als Bewegungstherapie schon nach spätestens einer Woche meist wieder ohne Probleme möglich sind.
Wieviele Schuhe verbrauchst Du im Jahr?
Ein Paar Schuhe hält bei mir ca. 1.000km. Bei früher etwa 5.000-6.500 Laufkilometern pro Jahr macht das dann so 5-6 Paar Schuhe, die ich verbrauche. Mittlerweile sind es weniger Laufkilometer, dafür mehr Kilometer am Rennrad.
Wieviele Kilometer pro Woche läufst Du im Training? Wann läufst Du und wie geht sich das mit der Arbeit aus?
Im Schnitt übers Jahr lief ich früher so ca. 100 bis 120km pro Woche, wobei es in den Belastungswochen 150-180km und als absolute Spitzen über 200km sein konnten, in den Entlastungswochen dann entsprechend weniger und nach einem Ultralauf-Wettkampf einige Tage gar kein Laufen am Programm steht.
An Arbeitstagen laufe ich meist abends bei einem lauffreien Tag in der Woche. In 90 Minuten schaffe ich locker 18km, da kann man schon feine Trainingsinhalte verpacken. Mit Laufen verbringe ich somit sogar unter der Woche weniger Zeit als der durchschnittliche Österreicher beim Fernsehen! Der Fernsehkonsum liegt nämlich zwischen zwei und drei Stunden täglich wenn man den Statistiken glaubt (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/303740/umfrage/tv-nutzungszeit-in-oesterreich/ oder https://www.bmb.gv.at/frauen/publikationen/zeitverwendung_2008_09_barri_25887.pdf Seite 91).
Am Wochenende stand dann meist ein langer Lauf ab so 50km aufwärts am Programm. Der sechste Lauf in der Woche war dann nach Lust und Laune mal kürzer, mal länger.
Mittlerweile braucht der Körper diese Extremumfänge und Extremeinheiten nicht mehr so, da er ewig langsam dahin jetzt kann. Somit ist es eher ein Mix aus schnell, langsam, kurz, etwas länger, Laufen oder Rad, der mich in Schwung hält. Der Umfang orientiert sich damit mehr nach Trainingszeit als nach Laufkilometern und bewegt sich so im Rahmen von 8-12 Stunden in der Woche.
Wo läufst Du im Training?
Nach Häufigkeit geordnet sind wohl Prater, Laaerberg, Wienerwald, Lainzer Tiergarten (meist außerhalb der Mauer entlang), Schönbrunn, Liesing, Schwechat oder die Donauinsel meine Laufreviere in Wien.
Wieviele Kalorien verbrauchst Du bei einem Ultralauf? Wie ernährst Du dich dabei?
Bei einem 6h-Lauf etwa 4.700kcal, bei einem 24h-Lauf ca. 13.000kcal und bei einem 48h-Lauf ca. 21.000kcal. Die Ernährung erfolgt dabei eigentlich dauernd: Ultralaufen = Essen. Leicht und schnell
Verdauliches steht dabei im Vordergrund, monoton wird es mit der Zeit und der Magen mag durch die dauernde Schaukelei auch irgendwann nicht mehr so recht. Das ist dann eigentlich der
limitierendere Faktor als der restliche Körper. Weil sobald das Energieaufnahme-Potenzial geringer wird als das Energiebedürfnis, geht es unweigerlich bergab. Mit Maurten 320 habe ich aber für
mich die optimale Verpflegung gefunden.
Einige Fragen habe ich schon beantwortet, aber Du hättest da noch eine Frage? Dann schreib mir doch einfach ...