48h-Sololauf ... der Bericht ... endlich

Lange hat's gedauert, aber nach fast fünf Monaten ist er endlich fertig, mein Bericht vom 48-Stunden-Solo-Benefizlauf auf der Laufbahn des Wiener Leichtathletikzentrums.

Bevor ich aber zum eigentlichen "Rennbericht" komme, kurz nochmals warum ich überhaupt zu diesem 48-Stunden-Solo-Benefizlauf auf der Laufbahn gekommen bin. Dass ich 2018 wieder einen 48-Stunden-Benefizlauf für sowieso! absolvieren möchte, war mir schon nach dem letztjährigen Lauf in Gols klar. Denn das Engagement und die Begeisterung von sowieso! für und in ihren Workshops verdient einfach jede nur mögliche Unterstützung. Und ja, mein erster richtiger 48-Stundenlauf letztes Jahr war zwar ein Kampf gewesen, aber doch mit Hoffnung auf mehr im nächsten Jahr.

Und dann der „Schock“ im Dezember 2017 - ich war gerade zum Ultratrainingsbeginn im Falkensteiner Hotel & Spa Bad Leonfelden**** als mich aus Gols die Nachricht erreichte, dass Gols 2018 pausieren wird ... Eine teilweise schlaflose Nacht folgte, meine Gedanken kreisten um mögliche Alternativen. 48-Stundenläufe ab Mitte Mai (denn die Zeit bis dahin brauchte ich fürs Training), fahrtechnisch von Wien halbwegs in einem Tag erreichbar, gut organisiert und mit "schneller" Strecke gibt's nicht so viele. Also eigentlich außer Kladno Mitte Juli gar keinen. Und Mitte Juli ist dann schon recht spät im Jahr, möglicherweise auch eine Hitzeschlacht und mit der nötigen Regeneration ist dann auch im Herbst kein wirkliches weiteres läuferisches Ziel mehr machbar. Außerdem ist im Juli Urlaubszeit, was der Mobilisierung von Unterstützer_Innen für den Lauf (sowohl an der Strecke als auch monetär) ebenfalls nicht zuträglich ist.

Dann kam mir die Idee, mit Freunden gemeinsam für uns selbst einen 48-Stundenlauf auf der Laufbahn zu organisieren. So auf wirklich große Begeisterung traf das nicht: Rückmeldungen waren "wenn 48 Stunden, dann nur mit Golser Ambiente", "hab' mir jetzt schon andere Ziele gesetzt", "ist schon viel Aufwand" oder ähnliches. Mit dem Bahnlaufen hatte ich mich aber gedanklich schon so arrangiert, dass ich das dann eben auch alleine durchziehen wollte. Wird zwar für den Kopf vielleicht noch ein Eck härter, alleine meine Runden auf der Außenbahn zu je 437,72 Meter zu drehen, aber wie sagt Georg M. immer: nach 5 Stunden ist Dir die Landschaft beim Laufen auch bei einer 2km-Runde eh wurscht, dann hast eh schon alles von der Runde gesehen. Recht hat er. Und vielleicht finden sich ja noch Begleitläufer_Innen so wie bei meinen laaangen Trainingsläufen, die das Laufen kurzweiliger werden lassen - so viel sei verraten: diese Hoffnung stellte sich mehr als ein und von den 48 Stunden war ich vielleicht in Summe 4 oder 5 Stunden alleine unterwegs.

Damit war das Ziel klar: statt in Gols laufe ich auf der Laufbahn des Leichtathletikzentrum Wien am verlängerten Wochenende "Christi Himmelfahrt" - also 11.-13.5.2018 - meinen 48-Stunden-Solo-Benefizlauf. Die Vorbereitung gibt's im Blog im Detail nachzulesen, es war jedenfalls von saukalten bis langen Läufen auf der Laufbahn alles dabei, um mich bestmöglich vorzubereiten.

Drei Wochen vorm Solo-48er noch ein Trainingslauf in Sarvar über zumindest 12 Stunden, im Idealfall 24. Der ging wie im Blog festgehalten gründlich schief. Wie so viele meiner Ultraläufe. Die Erfolgsrate (gemessen an persönlicher Zufriedenheit sowie auch objektiver Kilometerleistungen) ist bei diesen "Monster"-Läufen bei mir leider recht niedrig, zuviel kann (mir) in den langen Stunden passieren. Entsprechend demoralisiert angesichts des Aufwand-/Kilometerverhältnisses näherte sich der Solo-48er und ich stellte mir intensiv die Frage, wie oft ich mir und meinem Umfeld diese Läufe noch antun möchte. Denn es ist nicht nur die Zeit fürs Training an sich, sondern da kommen noch vor allem nervliche Anspannung, Suderei, einige "geopferte" Urlaubstage und Zeit für Regeneration (und das heißt dann wirklich, dass ich für nix zu gebrauchen bin, weil körperlich und geistig zu fertig) hinzu. Natürlich macht das Training schon auch Spaß und die gemeinsamen langen Trainingsläufe und Gespräche mit vielen Begleiter_Innen waren wunderbar, aber so richtig zählt's dann halt am Tag X. Wenn die Leistungen dann schwächer sind als bei einem lockeren Trainingslauf, fällt das schon unter "frustrierendes Erlebnis". Insofern sah ich den Solo-48er in den drei Wochen vorm Start als letztes großes Aufbäumen meiner Ultralauferei an.

In den drei Wochen versuchte ich aber auch den Misserfolg von Sarvar zu analysieren - und da kam viel Input von außen, selbst sieht man den Wald teilweise vor lauter Bäumen nicht mehr. Die einfache, aber entscheidende Frage war: was hast Du anders gemacht im Vergleich zum Training?

Tempogestaltung: war wie im Training.

Schuhe, Kleidung: wie im Training.

Temperatur: war ein bisschen wärmer bis zum Teil heiß, aber das sollte mich auch nicht so vernichten, dass nach wenigen Stunden schon die ersten Probleme auftauchen.

Ernährung: hm, ja, da gab's einen deutlichen Unterschied: im Training Kohlenhydratezufuhr am untersten Minimum, eigentlich erst dann, wenn ich merke, dass mir leicht schwindlig wird und ich jetzt Nahrung brauche. Im Wettkampf: 60g Kohlenhydrate pro Stunde reinstopfen. Damit bekommt der Fettstoffwechsel vielleicht also gar keine Chance zur Entfaltung. Gewagter Vorsatz daher für den Solo-48er: Nahrungszufuhr nach Körpergefühl, zumindest in den ersten 6-10 Stunden, was einer Trainingslauflänge entspricht und dabei funktioniert hat. Erst dann langsam "Abgabe" des Körpergefühls an die Betreuer_Innen. Und besser zu wenig essen und bei einem Hungerast Pause und Vollfuttern als überpowern mit der Ernährung. Ein 48er sollte lange genug sein um sich wieder zu erholen, wenn ein Tief an zu wenig Energiezufuhr liegen sollte.

Abstimmung mit dem Betreuer_Innen-Team gab's natürlich auch bei einem Treffen - der Schreck war doch ein wenig spürbar, dass sie nur zu viert sein werden: Alexandra S., Gina K., Martin W. und Carola. Mir war das bei der Planung gar nicht so bewusst gewesen, da ich mir dachte, dass mehr Betreuer_Innen schwieriger in der Abstimmung aufgrund der häufigeren "Athleten"-Übergabe sein würden. Aber mit viel Flexibilität fand sich dann auch ein guter "Dienstplan" im Betreuer_Innen-Team - herzlichen Dank schon hier an Euch! Ohne Euch wäre das Nachfolgende nicht möglich gewesen! Zusätzlich zum Kernbetreuer_Innen-Team mit (Ultra-)Lauferfahrung war auch sowieso! eingebunden, um mit helfenden Händen zur Seite zu stehen und sich auch ums Drumherum (Video, Foto, Kommunikation) zu kümmern, damit die Betreuer_Innen diesbezüglich für mich freigespielt waren. Diese Kombination hat für mich als Läufer hervorragend funktioniert und ich glaube, da gab's auch wechselseitig einen interessanten Austausch.

So rückte das große Wochenende immer näher. Die Nervosität stieg, gleichzeitig versuchte ich mich zu beruhigen, dass ich keinen Druck haben werde, denn in den drei Wochen seit Sarvar meldeten sich noch viele Spender_Innen und einige erhöhten sogar noch ihre Zusage, um mich und sowieso! bei dieser möglicherweise letzten großen "Mission" zu unterstützen. So wurde im Wissen, dass eine annähernd ähnliche Leistung wie 2017 (245km, herausfordernd, aber realistisch) wieder für ein stattliches Spendenergebnis reichen würde, an "Christi Himmelfahrt" das Wohnmobil gepackt, der Getränkevorrat für die ersten Stunden angemixt und ich zitterte mich dem nächsten Morgen entgegen. Tagwache um 6h, ohne Frühstück zum Leichtathletikzentrum um dort zunächst die Infrastruktur (Zelt, Stromversorgung, Labe, Wasserkübel, etc.) aufzubauen und dann - sobald dies erledigt war - noch kurz zu entspannen und zu frühstücken.

Der Aufbau funktionierte so weit, das Entspannen weniger. Irgendwie dauerte alles länger als gedacht und so ging es sich eigentlich haarscharf aus, dass ich nur wenige Minuten vorm Start um 10h halbwegs bereit war. Jedenfalls wollte ich die nächsten 48 Stunden genießen – so gut es möglich sein würde. Der Helfer am Handrücken möge mich immer daran erinnern!

Zum Start hatte ich vor Ort ein kleines, aber sehr feines Publikum (dafür sicherlich ganz viele, die im Büro den Livestream schauten ;-) ): neben Alexandra als Betreuerin für die ersten sechs Stunden waren von sowieso! auch Karo K., Anna S. und Michael B. zur Unterstützung da. Zur läuferischen Unterstützung überraschten mich Petra & Georg M. mit Max. Und so ging es freitags um 10h los ... zur ersten von - so viel sei schon verraten - letztlich 636 Runden. Wie es mir Runde für Runde erging, lest ihr jetzt.

Runde 1 | 0.44km | Fr, 10:02 | Gesamt: 00:02:29 | Runde: 00:02:29 (05:40 min/km) | Endlich geht's los, ich kann mich fallen lassen, muss mich nur mehr aufs Laufen konzentrieren und werde gehegt und gepflegt die nächsten 48 Stunden :-) ... die nächsten sechs Stunden von Alexandra S. als Betreuerin. Alexandra ist dank Antibiotika halbwegs fit, ich hoffe, sie steht die Betreuung durch. Weil dass der Läufer umkippt ist zur Not einkalkuliert, aber nicht ein Umkippen der Betreuerin :-)

Runde 2 | 0.88km | Fr, 10:05 | Gesamt: 00:05:27 | Runde: 00:02:57 (06:44 min/km) | Gleich nach der ersten Runde ein kurzer Stopp, weil ich vor lauter Nervosität die letzte Stunde vorm Start nichts getrunken hatte … und prompt auf der ersten Runde schon einen trockenen Mund bekam :-)

Runde 18 | 7.88km | Fr, 10:47 | Gesamt: 00:47:34 | Runde: 00:02:33 (05:50 min/km) | Aber nur nichts übertreiben. Ich freu' mich, dass es gut läuft. Bewölkung ist auch da und leichter Wind. Damit ist es nicht zu warm. Ideale Bedingungen - vor allem, weil es noch zwei Tage zuvor mit Starkregen furchtbar gewittert hatte. Das wären sehr mühsame Bedingungen gewesen. Aber so: alles super!

Runde 24 | 10.51km | Fr, 11:02 | Gesamt: 01:02:52 | Runde: 00:02:36 (05:56 min/km) | andererseits auch die Hüfte und sonstige Muskulatur zu entlasten, da trotz des geringen Tempos das Außenbein doch in der Kurve ein paar Zentimeter mehr Weg zu bewältigen hat als das Innenbein.

Runde 30 | 13.13km | Fr, 11:18 | Gesamt: 01:18:32 | Runde: 00:02:50 (06:28 min/km) | Ich denke, in dieser Runde war ein kurzer Trinkstopp, allerdings wohl nur Wasser, da ich solange als möglich in der Anfangsphase auf Kohlenhydrate verzichten möchte, um den Fettstoffwechsel so richtig in Schwung zu bringen. Ich vermute nämlich, dass ich mit der Dauermästung bei Ultraläufen in der Vergangenheit mit 60g Kohlenhydrate pro Stunde dem Fettstoffwechsel keine Chance zur Entfaltung gegeben habe. Daher dieses Mal das Experiment, wie im Training mit sehr geringer Energiezufuhr in den ersten Stunden auszukommen. Falls das nicht klappt, kann ich immer noch eine längere (Fr)Esspause machen um die Speicher zu füllen - 48 Stunden sind ja lang genug.

Runde 46 | 20.14km | Fr, 11:58 | Gesamt: 01:58:28 | Runde: 00:02:25 (05:31 min/km) | Die Ernährungstaktik scheint zu funktionieren, die ersten 20km sind schon locker geschafft und nur minimal schneller als der geplante Schnitt von 6:00min/km. Brav halte ich mich an meine Taktik!

Runde 48 | 21.01km | Fr, 12:08 | Gesamt: 02:08:40 | Runde: 00:07:47 (17:47 min/km) | Jetzt aber doch kurz hinsetzen, ganz in Ruhe zwei Vollkornkekse und ein kleines Stück dunkle Schokolade futtern, runtergespült mit Maltodextringemisch, da pünktlich um 12h leichter Hunger einsetzt. Aber nur gerade so viele Kohlenhydrate, damit die Fette im Fegefeuer der Kohlenhydrate verbrennen.

Runde 69 | 30.20km | Fr, 13:01 | Gesamt: 03:01:21 | Runde: 00:02:30 (05:43 min/km) | Richtungswechsel! Ich glaube, ich bin jetzt mit Musik gelaufen, zumindest kann ich mich erinnern, dass mit Musik die Rundenzeiten etwas schneller wurden. Außerdem wohl auch ein Kick durch die Kohlenhydrate nach ca. 20km.

Runde 82 | 35.89km | Fr, 13:34 | Gesamt: 03:34:41 | Runde: 00:03:01 (06:54 min/km) | Trinkstopp oder Pinkelstopp - fürs Pinkeln hab ich mir extra einen Kübel an die Strecke gestellt, damit ich nicht immer in die Garderobe hinein muss und "wertvolle" Zeit verliere und andererseits aber auch nicht den schönen Rasen kontaminiere. Zu dem Kübel gibt's dann später noch eine Geschichte (= Motivation für alle aufmerksam weiter zu lesen :-D).

Runde 117 | 51.21km | Fr, 15:12 | Gesamt: 05:12:21 | Runde: 00:02:35 (05:54 min/km) | Irgendwo in dieser Phase taucht plötzlich mein Ex-Kollege Xavier M. auf, der eigentlich samstags kommen wollte, da aber selber bei einem Laufbewerb einspringen "muss". Daher schaut er spontan schon heute vorbei - eine angenehme Abwechslung statt Musik Live-Plauderei beim Laufen zu haben.

Runde 132 | 57.78km | Fr, 15:51 | Gesamt: 05:51:33 | Runde: 00:02:37 (05:59 min/km) | Aber mit regelmäßiger Kühlung funktioniert das ganz gut. Mein Wasserkühlkübel wird auch regelmäßig gewechselt, sodass ich immer frisches kühles Wasser zur Erholung habe.

Runde 144 | 63.03km | Fr, 16:24 | Gesamt: 06:24:36 | Runde: 00:02:44 (06:15 min/km) | Mittlerweile hat Xavier sein Tagespensum an Kilometern absolviert, ich laufe wieder alleine und irgendwie merkt man jetzt die fehlende Ablenkung an etwas langsameren Rundenzeiten. Das stört mich aber nicht, Hauptsache locker bleiben, ich habe noch einige Stunden vor mir. Und ganz so langsam ist das Tempo ja auch wieder nicht.

Runde 158 | 69.16km | Fr, 17:02 | Gesamt: 07:02:37 | Runde: 00:02:42 (06:10 min/km) | Richtungswechsel. Es wuselt nur so mit Kindertrainings, diversen Technikern (Hürden, Hindernis, Stabhochsprung), aber jeder nimmt Rücksicht und so verteilt sich alles sehr gut und ich kann auch immer problemlos auf der Außenbahn meine Runden drehen.

Runde 160 | 70.04km | Fr, 17:08 | Gesamt: 07:08:02 | Runde: 00:02:42 (06:10 min/km) | 70km sind auch schon geschafft, etwas über den angepeilten 7h, aber das ist ja kein Sprint sondern ein 48h-Lauf. Ich fühle mich weiterhin sehr gut. Die Strategie mit geringer Kohlenhydrataufnahme und Essen nur nach Gefühl funktioniert! Ich bin glücklich und zufrieden!

Runde 171 | 74.85km | Fr, 17:38 | Gesamt: 07:38:54 | Runde: 00:02:41 (06:08 min/km) | Nun ist es wirklich sehr belebt auf der Laufbahn, auch RaceRunners (http://www.behindertensport-wien.at/de/newsshow-newsuebersicht-----varmt-vaelkommen?return=4) kommen zum Training.

Runde 172 | 75.29km | Fr, 17:41 | Gesamt: 07:41:57 | Runde: 00:03:03 (06:58 min/km) | Normalerweise nutzen sie für ihr Training auch immer die Außenbahn, aber während ich weiterlaufe erklärt Doris den Trainern kurz, was ich hier mache und schon ist es kein Problem, dass sie heute die zweitäußerste Bahn nehmen und ich weiterhin freie Bahn zum Laufen habe.

Runde 174 | 76.16km | Fr, 17:47 | Gesamt: 07:47:10 | Runde: 00:02:51 (06:31 min/km) | Und dann geschieht etwas, was mich wirklich für den Rest meines Laufes inspirieren wird. Denn auch wenn die RaceRunners Spaß am Training haben, so müssen sie doch sehr hart kämpfen, um eine Runde zu schaffen und selbstbestimmte Mobilität zurück zu erhalten, während ich ganz ohne Not einfach so 48 Stunden lang meine Runden ziehe. Ich denke darüber nach, wie dankbar ich sein kann, dass ich diese 48 Stunden für sowieso! machen kann und dass das eine oder anderen Zwicken, das sicherlich noch kommen wird, zwar den Komfort verringern wird, aber nicht die Leistungsfähigkeit ((c) Wi(e)nfried). Insofern wird es diese 48 Stunden nie einen Grund geben, nicht mehr weiterzumachen.

Runde 189 | 82.73km | Fr, 18:33 | Gesamt: 08:33:06 | Runde: 00:02:38 (06:01 min/km) | Meine Schwiegereltern bringen mir als Alternative zu Maltodextrin, Keksen, Schoko und Gels kulinarische Köstlichkeiten wie Gemüse- und Hühnerrisotto, auf die ich mich im Vorfeld schon sehr gefreut hatte. Allerdings funktioniert der Fettstoffwechsel so gut, dass ich noch gar nicht so richtig gierig auf "echtes" Essen bin. Aber das wird schon noch kommen.

Runde 200 | 87.54km | Fr, 19:03 | Gesamt: 09:03:11 | Runde: 00:02:32 (05:47 min/km) | Doris beendet jetzt ihren ersten Begleitlauf, wird aber am Sonntag für die letzten zwei Stunden wieder da sein. Hoffentlich kann ich sie dann auch noch laufend begleiten :-)

Runde 207 | 90.61km | Fr, 19:31 | Gesamt: 09:31:22 | Runde: 00:02:46 (06:19 min/km) | Nach einem bei ihr anstrengenden Tag trifft nun auch Carola ein, um fortan im Hintergrund meine Iso-Getränke zu mischen und wenn nötig Essen aufzuwärmen oder Nudeln zu kochen. Auch das eine oder andere Lieblingsgewand wird sie aus dem Wohnmobil herausfischen.

Runde 216 | 94.55km | Fr, 20:00 | Gesamt: 10:00:57 | Runde: 00:02:45 (06:17 min/km) | Richtungswechsel. Anna S. von sowieso! und ihre Tochter Mia sind nun wieder an der Strecke um mich anzufeuern. Mia dreht auch immer wieder begeistert eine Runde mit - allerdings bin ich ihr etwas zu langsam ;-). Sie sprintet immer wieder 20 Meter um dann auf mich zu warten.

Runde 219 | 95.86km | Fr, 20:09 | Gesamt: 10:09:24 | Runde: 00:02:52 (06:33 min/km) | Irgendwann fragt Mia auch, wie viele Spenden ich denn heute schon für sowieso! erlaufen habe - puh, keine Ahnung, ich hab die Zahlen eher erst so ab 240km im Kopf und als Ziel :-) … frei nach Udo Jürgens: nach 96 Kilometern ist noch lange nicht Schluss …

Runde 230 | 100.68km | Fr, 21:09 | Gesamt: 11:09:06 | Runde: 00:27:59 (63:56 min/km) | Also stärke ich mich mit Risotto, das sollte dann auch zeitmäßig gut passen, denn um 21h kommt Maria H. als Begleitläuferin, da kann ich dann wieder kraftvoll angasen nach dem Essen. In welche Richtung geht's jetzt eigentlich weiter?

Runde 246 | 107.68km | Fr, 21:59 | Gesamt: 11:59:17 | Runde: 00:02:57 (06:44 min/km) | Ganz knapp habe ich die - als Motivation für mich immer wieder erwähnte - 12h-Leistung von Gina in Langenzersdorf nicht erreicht - doch ein bisschen zuviel Zeit beim Risotto vertrödelt, aber das war mir der Genuss wert :-)

Runde 247 | 108.12km | Fr, 22:02 | Gesamt: 12:02:14 | Runde: 00:02:56 (06:42 min/km) | Richtungswechsel! Mit knapp 108km in 12h bin ich jedenfalls gut unterwegs, da wären nach der Regel für 24h-Läufe "in den zweiten 12h 20km weniger als in den ersten" theoretisch 196km möglich - aber ich werde wohl doch ein paar kürzere Sitzpausen mehr einbauen, weil ich nicht "nur" 24 Stunden unterwegs bin sondern 48h.

Runde 264 | 115.56km | Fr, 23:00 | Gesamt: 13:00:48 | Runde: 00:04:25 (10:05 min/km) | Richtungswechsel. Genau kann ich mich nicht mehr erinnern, aber Maria war dann irgendwann um die Zeit herum mit ihrem Begleitlauf fertig. Dafür übernimmt nun Josef S. - ein liebenswert positiv Verrückter, der mir im Vorfeld anbot, dass er gerne zwei Begleitläuferschichten machen möchte: und zwar Freitag auf Samstag 23h bis 2h sowie Samstag auf Sonntag 23h bis 2h. Nur mit der zweiten Schicht hat er das Problem, dass er am Sonntag um 9h beim LCC-Marathon startet. Eher scherzhaft meinte ich per eMail-Antwort, ich hab eh zwei Feldbetten, er kann gerne eines übernehmen und gleich nach dem Begleitlauf am LAZ schlafen und hat dann 2 Minuten rüber zum LCC-Start. Fünf Minuten später Rückmeldung von Josef: super Angebot, nimmt er gerne an und er kommt also zweimal von 23h bis 2h :-D ... ja, so sind sie, die Ultraläufer.

Runde 265 | 116.00km | Fr, 23:04 | Gesamt: 13:03:59 | Runde: 00:03:10 (07:14 min/km) | Es geht in die erste Nacht, der Biorhythmus macht sich bemerkbar und zeigt ein Schlafbedürfnis an. Aber in der ersten Nacht wird nicht geschlafen, weil ich ohnehin weiß, dass hinlegen nicht funktioniert. Also hinlegen schon, aber schlafen nicht. Daher einfach weiter.

Runde 267 | 116.87km | Fr, 23:12 | Gesamt: 13:12:04 | Runde: 00:04:47 (10:56 min/km) | Außerdem habe ich dann auf "meiner" Außenbahn keinen so großen Temponachteil gegenüber Begleitläufer_Innen auf den inneren Bahnen, da diese in der Kurve pro Runde ja mindestens 7m (bzw. 14m, 21m, usw. je weiter nach innen) weniger zurückzulegen haben und ich daher potenziell in den Kurven schneller laufen müsste um das Innentempo halten zu können. Daher: in den Kurven gehen, dann fällt das nicht so auf.

Runde 272 | 119.06km | Fr, 23:32 | Gesamt: 13:32:08 | Runde: 00:03:16 (07:28 min/km) | Nun taucht auch schon Angelika H.-T. auf, die sich eigentlich erst für zwei Uhr früh angekündigt hatte. Durch eine Verkühlung angeschlagen wollte sie aber doch schon mal früher beginnen um auch früher fertig zu sein, falls es gesundheitlich nicht geht. Zwei Wochen vor ihrem Start bei der 24h-EM nur kein Risiko mehr eingehen.

Runde 315 | 137.88km | Sa, 02:40 | Gesamt: 16:40:39 | Runde: 00:04:52 (11:07 min/km) | Als wir allerdings wieder mal auf der Gegengerade auf der Meiereistraßenseite vorbeikommen, schaue ich auf die Verkehrsinsel beim Parkplatz des Stadionbads und wundere mich, warum denn auf dieser Verkehrsinsel mitten in der Nacht eine Läuferin in Wettkampfkleidung (also kurze Tight und Top) steht?

Runde 316 | 138.32km | Sa, 02:44 | Gesamt: 16:44:53 | Runde: 00:04:14 (09:40 min/km) | Warm genug ist es ja, aber trotzdem - Training um 2h30 in der Nacht? Etwa 15 Sekunden später wieder ein Blick ... hm, die Läuferin entpuppt sich als Straßenverkehrsschild, dass den Verkehr auf die rechte Richtungsfahrbahn verweist :-D ... okay, 100m später verlange ich Tee und Cola bei meiner Labe, ich muss die Müdigkeit besiegen. Das war allerdings in den 48 Stunden das einzige Mal, dass mir - zumindest von mir bemerkt - das Hirn einen Streich spielte.

Runde 327 | 143.13km | Sa, 03:28 | Gesamt: 17:28:30 | Runde: 00:03:55 (08:57 min/km) | Irgendwann in der Nacht laufen auch Hasen mitten über die Laufbahn - ja, wirklich, keine Einbildung, Angelika & Georg haben sie auch gesehen! Die Hasen wundern sich wohl, wer da ihr Nachtrevier unsicher macht.

Runde 333 | 145.76km | Sa, 03:53 | Gesamt: 17:53:21 | Runde: 00:03:57 (09:01 min/km) | Mit dem nahenden Ende der Nacht kehrt auch bei mir die Energie zurück. Durch die Feuchtigkeit bilden sich nun leichte Nebelschwaden über der Laufbahn. Ein idyllisches Bild, wie da so der leichte Nebel wabbert. Schön. Und das darf ich nächste Nacht wohl nochmals erleben.

Runde 336 | 147.07km | Sa, 04:10 | Gesamt: 18:10:22 | Runde: 00:09:51 (22:30 min/km) | Angelika verabschiedet sich jetzt, aber nicht, ohne nochmals meine Beine durchzuschwurbeln und mit dem Angebot, bei Schwierigkeiten gerne vorbeizukommen, um mich wieder fit zu machen. Die Behandlung wirkte jedenfalls wie die kommenden, wieder etwas flotteren Rundenzeiten zeigen.

Runde 347 | 151.89km | Sa, 04:51 | Gesamt: 18:51:19 | Runde: 00:03:33 (08:07 min/km) | Auch Anna Z. ist wie versprochen da, um mich zu begleiten. Wahnsinn, Georg macht die Nacht durch um mich zu begleiten, Anna steht - zumindest für meine normalen Begriffe - mitten in der Nacht auf, um mich in der Früh zu begleiten. Mir geht's schon wirklich gut.

Runde 352 | 154.08km | Sa, 05:11 | Gesamt: 19:11:09 | Runde: 00:03:42 (08:27 min/km) | Und Martin werkt auch seit vielen Stunden unermüdlich an der Labestation, um mich zu hegen und zu pflegen. So im Dunkeln wirkte er auf mich immer ganz fit und munter, aber jetzt, mit zunehmender Helligkeit sehe ich doch, dass die Nacht auch bei ihm Spuren hinterlassen hat. Etwas übernachtig sieht er schon aus :-). Aber die Schicht ist bald geschafft, dann übernimmt ab 6h wieder Alexandra.

Runde 365 | 159.77km | Sa, 06:19 | Gesamt: 20:19:37 | Runde: 00:20:00 (45:41 min/km) | Vor dem Richtungswechsel eine längere Pause um ein wenig zu Frühstücken, Martin für tagsüber eine gute Nacht zu wünschen und ein paar Worte mit Alexandra zu wechseln was so bei der Betreuung ansteht.

Runde 390 | 170.71km | Sa, 08:05 | Gesamt: 22:05:34 | Runde: 00:04:11 (09:33 min/km) | Die Sonne ist jetzt schon ziemlich heraußen. Noch ist Schatten bei der Meiereistraße, aber neben der Tribüne ist es schon ordentlich warm. Das kann ein mühsamer, warmer Tag werden. Aber egal, wie war das mit Komfort und Leistungsfähigkeit? Beweg' Dich einfach weiter.

Runde 420 | 183.84km | Sa, 09:57 | Gesamt: 23:57:31 | Runde: 00:03:54 (08:55 min/km) | Gleich sind die ersten 24 Stunden geschafft. Und mit 184km bin ich mehr als zufrieden - das ist immerhin meine drittbeste Leistung innerhalb von 24 Stunden, die ich jemals geschafft habe - und die anderen beiden Male waren reine 24 Stunden-Läufe. Jetzt darf ich mich ja nochmals 24 Stunden bewegen. Ich laufe jetzt zwar nicht mehr wirklich, weil mir zu warm ist, aber es läuft. Das Ernährungsexperiment hat definitiv geklappt!

Runde 425 | 186.03km | Sa, 10:20 | Gesamt: 24:20:02 | Runde: 00:04:14 (09:40 min/km) | Bin wieder im Rhythmus und wechsle die Uhr, da meine 920XT nur 37 Stunden durchhält und damit am Ende es ein Problem wäre. Daher Wechsel nach 24h. Das klappt allerdings nicht ganz, da ich in der Euphorie über die 184km glatt drauf vergesse, die Uhr zu nehmen und zu starten.

Runde 430 | 188.22km | Sa, 10:40 | Gesamt: 24:40:40 | Runde: 00:03:59 (09:06 min/km) | Irgendwann am Vormittag veranstaltet Andi Vojta ein öffentliches Intervalltraining - allzu viele begleiten ihn allerdings nicht. Da ist bei mir mehr los :-) … mein Tempo ist wohl eher kompatibel für das Gros der Läufer.

Runde 432 | 189.10km | Sa, 10:48 | Gesamt: 24:48:53 | Runde: 00:04:02 (09:13 min/km) | ... und ihm verdanke ich auch das Foto meines Pinkel-Kübels, der mittlerweile ganz gut gefüllt ist. Meinen Mitläufer_Innen habe ich natürlich immer erklärt, wofür der Kübel ist, damit das nicht jemand irrtümlich im Dunkeln mit Kühlwasser verwechselt. Aber wirklich begeistert von meinem gut gefüllten Kübel waren nun vor allem die Krähen, die vom Kübelrand ganz elegant den Schnabel bis zum "Nasenwurzelansatz" im Kübel eintauchen konnten und sich frische (?) Energie holten. Hm, vielleicht eine Marktlücke? So wie Kopi Luwak könnte ich mein einmal filtriertes Iso weiterverkaufen - ich brauche nur noch einen marketingtechnisch guten Namen dafür und bin für Anregungen dankbar! Jedenfalls waren die Krähen nach der "Erfrischung" immer ziemlich gut drauf - wahre Powerkrähen :-)

Runde 445 | 194.79km | Sa, 13:26 | Gesamt: 27:26:19 | Runde: 01:15:14 (171:53 min/km) | Längere Pause, um der Mittagshitze zu entkommen. Ich versuche einen Power-Nap, gelingt aber nicht, da der Körper nun doch zwickt und es zum Schlafen auch zu warm ist. Also versuche ich dann doch, wieder ein paar Runden zu drehen. Es ist aber ein ziemliches Dahinschleppen.

Runde 457 | 200.04km | Sa, 14:55 | Gesamt: 28:55:33 | Runde: 00:04:50 (11:03 min/km) | Angelika hat sich mittlerweile so für etwa 16h15 angekündigt, mich fit zu machen. Somit: wenn Pause, dann davor, damit ich dann mit frischen Beinen wieder loslegen kann. 200km sind auch geschafft - ein guter Pausenpunkt.

Runde 458 | 200.48km | Sa, 15:55 | Gesamt: 29:55:14 | Runde: 00:59:40 (136:19 min/km) | Aber dieses Mal Rückzug in die kühlere Garderobe. Und jetzt gelang mir - denke ich - endlich der Power-Nap. Ich weiß noch, dass ich um 15h15 auf die Uhr sah, um Angelika nicht zu verpassen, dann schüttelte es mich, ein wirrer Gedanke durchzuckte mich und beim nächsten Blick war es 15h45 und ich hatte kurz Schüttelfrost, weil der Kreislauf etwas weg war. Ich vermute, in diesen 30 Minuten habe ich geschlafen. Perfekt. Jetzt aber auf, der Körper ist ja erholt, weiter geht's. Kreislauf in Schwung bringen.

Runde 491 | 214.92km | Sa, 19:03 | Gesamt: 33:03:23 | Runde: 00:04:43 (10:47 min/km) | Auch Ultralaufstar Rainer Predl ist da, um mich einige Runden zu begleiten. Er hat ja auch schon einige Solo-Läufe zugunsten der guten Sache am Laufband sowie 48 Stunden lang am Parkplatz eines Einkaufszentrums hinter sich. Der Gedanken- und Erfahrungsaustausch ist da sehr interessant - soweit ich halt noch geistig aufnahmefähig bin :-)

Runde 492 | 215.36km | Sa, 19:08 | Gesamt: 33:08:16 | Runde: 00:04:52 (11:07 min/km) | Im Februar 2019 wird sich Rainer dann wieder 14 Tage lang am Laufband für möglichst viele Kilometer und somit einen neuen Weltrekord vergnügen. Da darf ich dann auch ein wenig als Betreuer dabei sein. Perspektivenwechsel sozusagen.

Runde 503 | 220.17km | Sa, 20:01 | Gesamt: 34:01:02 | Runde: 00:04:36 (10:31 min/km) | Am herrlich lauen Abend schauen auch Georg & Katrin Z. vorbei. Georg wollte eigentlich auch als Begleitläufer fungieren - leider kam ihm da ein Radunfall in die Quere. Aber immerhin ein paar Gehrunden sind von den Schmerzen her erträglich.

Runde 522 | 228.49km | Sa, 21:34 | Gesamt: 35:34:42 | Runde: 00:05:19 (12:09 min/km) | Anna S. von sowieso! ist mittlerweile am Weg zur Laufbahn und bringt eine herrliche Impression vom Sonnenuntergang sowie diverses Equipment mit - dazu aber später mehr.

Runde 528 | 231.12km | Sa, 22:09 | Gesamt: 36:09:47 | Runde: 00:05:21 (12:13 min/km) | Die letzten 12 Stunden brechen an und jetzt wird's wirklich mühsam. Die mir vom 24-Stundenlauf in Brugg - dort nur schon viel früher - bekannten Stechschmerzen setzen ein.

Runde 529 | 231.55km | Sa, 22:16 | Gesamt: 36:16:31 | Runde: 00:06:43 (15:21 min/km) | Der Körper fühlt sich entzündet an, die Schmerzrezeptoren feuern wie verrückt. Es blitzt unkontrolliert im Körper und je nachdem wo, kann ich ab und an Muskeln nicht mehr ganz genau ansteuern - nur für einen Bruchteil der Sekunde, aber es fühlt sich trotzdem komisch an, wenn der Körper nicht so tut wie ich will.

Runde 532 | 232.87km | Sa, 22:41 | Gesamt: 36:41:34 | Runde: 00:10:05 (23:02 min/km) | Die Schmerzen nerven und ich ärgere mich, dass das schon wieder so ein Drama wird. Also Drama ist - siehe die RaceRunners von Freitag Abend - es natürlich keines, aber bisher lief es so gut und jetzt bedrückt mich die Vorstellung, noch 12 Stunden mit diesen Schmerzen kämpfen zu müssen, doch etwas.

Runde 534 | 233.74km | Sa, 22:55 | Gesamt: 36:55:48 | Runde: 00:08:02 (18:21 min/km) | Aber immerhin, ich nähere mich meiner selbstgesetzten Mindestmarke von 242km, welche das gleiche Spendenergebnis für sowieso! wie 2017 bedeuten. Und ich habe noch 11 Stunden Restlaufzeit. Also das muss ja jedenfalls drinnen sein.

Runde 536 | 234.62km | Sa, 23:14 | Gesamt: 37:14:12 | Runde: 00:06:19 (14:26 min/km) | Ebenso Angelika gemeinsam mit Klemens H., den ich allerdings in der dunklen Nacht und infolge meiner verminderten kognitiven Fähigkeiten nicht erkenne und mich freundlich bei ihm vorstelle :-D

Runde 537 | 235.06km | Sa, 23:20 | Gesamt: 37:20:14 | Runde: 00:06:01 (13:45 min/km) | Gegen die Schmerzen verordnet mir Angelika, erstens, dass die Schmerzen sich nicht bessern werden, aber - die gute Nachricht - auch nicht schlimmer werden und ich nix kaputt machen kann. Zweitens: ich soll dem Körper Abwechslung bieten: also 5 Schritte schnell, 5 Schritte langsam, 5 Schritte schnell, usw. Das hilft. Für Unterhaltung bin ich zu fertig, also höre ich zu, was neben mir so geplaudert wird und zähle brav im Kopf: 1, 2, 3, 4, 5, 1, 2, 3, 4, 5. Geht ja, beziehungsweise ... ich gehe.

Runde 539 | 235.93km | Sa, 23:36 | Gesamt: 37:36:37 | Runde: 00:07:11 (16:25 min/km) | Gina dreht/geht auch wieder eine Runde mit mir und übernimmt von Alexandra den Betreuungsdienst. Irgendwann fährt wieder ein Blitz durchs Bein und ich schreie ziemlich auf - Gina springt vor Schreck fast ins Eisengeländer neben der Laufbahn. Sorry, Gina!

Runde 540 | 236.37km | Sa, 23:57 | Gesamt: 37:57:40 | Runde: 00:21:02 (48:03 min/km) | Auch Manfred dreht nach dem Song-Contest wie versprochen Runden mit mir. Momentan bin ich aber in so einem Tief, dass mir auch Gespräche nicht helfen, sondern ich alleine sein möchte. Ist mir zwar unangenehm für die Mitläufer, die extra für mich da sind, dass ich Ruhe möchte - aber sie haben natürlich Verständnis. Ich schnappe mir den MP3-Player und wandere durch die Nacht.

Runde 546 | 239.00km | So, 00:38 | Gesamt: 38:38:48 | Runde: 00:06:57 (15:53 min/km) | Die Schmerzfreiheit war leider nur von kurzer Dauer, dann hatte sich das Gehirn wohl an die zuvor noch ablenkende Musik gewöhnt und sandte wieder Schmerzimpulse aus. Die Mitläufer waren glücklicherweise immer noch da, also wieder mit Plaudern versuchen der Schmerzen Herr zu werden.

Runde 547 | 239.43km | So, 00:45 | Gesamt: 38:45:17 | Runde: 00:06:28 (14:46 min/km) | 1, 2, 3, 4, 5, 1, 2, 3, 4, 5 …

Runde 562 | 246.00km | So, 02:40 | Gesamt: 40:40:32 | Runde: 00:05:19 (12:09 min/km) | 246km, neue Bestleistung über 48 Stunden und noch fast 7h30 Zeit. Ich spüre jetzt keine Müdigkeit mehr, spüre eigentlich außer der Stechschmerzen gar nichts mehr, bin auch emotional komplett leer. Gina, Anna, und alle sonst um mich herum tröten und beklatschen meine neue Bestleistung - ich nehme es anteilslos hin. Aber wenigstens vermute ich, dass die Freude darüber schon noch kommen wird.

Runde 564 | 246.87km | So, 02:51 | Gesamt: 40:51:53 | Runde: 00:05:24 (12:20 min/km) | Schmerzen sind ja in Ordnung und gehören wohl zu so einem Lauf dazu, aber ich würde sie wenigstens gerne kontrollieren können oder eine Lösung haben, wie ich die Schmerzen wieder los werde. Aber wie sagte Angelika: die Schmerzen werden bleiben, 1, 2, 3, 4, 5, 1, 2, 3, 4, 5, ...

Runde 569 | 249.06km | So, 03:30 | Gesamt: 41:30:24 | Runde: 00:05:29 (12:32 min/km) | Irgendwann jetzt in der Nacht gesellt sich auch Anna von sowieso! zu mir und gemeinsam wandern wir durch die Nacht - sehr viel Gegend sehen wir nicht, dafür ist das Gespräch umso interessanter, da unsere Hintergründe doch ziemlich verschieden sind - Zahlenmensch, Künstlerin, Ultralaufsport, Freude an der Bewegung aber nicht im ultralichen Ausmaß, ... es lenkte jedenfalls gut ab und auch der Einblick in eine "andere" Welt war für mich interessant.

Runde 572 | 250.38km | So, 03:47 | Gesamt: 41:47:04 | Runde: 00:05:41 (12:59 min/km) | Und umgekehrt wohl auch: weil was Anna schwer beeindruckte: der Zusammenhalt der (Ultra-)Laufgemeinde - dass da wirklich zu jeder möglichen und vor allem auch unmöglichen Zeit jemand kommt, nur um mich auf der äußerst spannenden 437,72m langen Runde zu begleiten. Und dass es auch so viele von "uns" gibt. Weil dass ich so etwas mache, hatte Anna mittlerweile schon irgendwie am Radar, aber dass es da noch so viele mehr gibt und die auch alle kommen und zusammenhelfen, das hat sie dann schon sehr überrascht! Mich in dem Ausmaß aber auch: weil dass ich von den 48 Stunden praktisch nur 4 oder 5 Stunden alleine unterwegs war, hätte ich mir auch nicht gedacht! Also vielen, vielen Dank schon an dieser Stelle allen, die in den 48 Stunden vorbei kamen und mich begleiteten!

Runde 575 | 251.69km | So, 04:04 | Gesamt: 42:03:58 | Runde: 00:05:35 (12:45 min/km) | Und immer weiter, weiter, Runde für Runde. Achja, 250km liegen hinter mir. Jetzt bin ich schon recht nahe den 253km, da weiß ich, dass ich erstmals (nach Verdoppelung durch die Macquarie Group Foundation) durch Hilfe meiner privaten Spender_Innen mehr als EUR 10.000,- im Rahmen eines Benefizlaufs erlaufen werde.

Runde 578 | 253.00km | So, 04:20 | Gesamt: 42:20:51 | Runde: 00:05:36 (12:48 min/km) | Langsam wird es heller und die Spendensumme ist nun tatsächlich fünfstellig - darüber freue ich mich still. Und auch, dass die Emotion der Freude wieder da ist. Bis zur nächsten Motivationsmarke ist es nun noch ein Stück. Diese liegt bei 271km und stellt das Jahresbudget von sowieso! dar. Noch verbleiben 5h40, das könnte, nein, das wird sich ausgehen.

Runde 580 | 253.88km | So, 04:32 | Gesamt: 42:32:16 | Runde: 00:06:00 (13:42 min/km) | Wi(e)nfried S., ehemaliger Cricketer und somit quasi eine Art ex-Hausherr der Laufbahn, ist nun auch da, um mich bei meinen Runden zu unterstützen. Als Reminiszenz an die Betreuung in Gols 2017 mit einem Sack frischer Minze!

Runde 581 | 254.32km | So, 04:37 | Gesamt: 42:37:37 | Runde: 00:05:21 (12:13 min/km) | Mein Maltodextringebräu mit Minze geschmacklich aufzupeppen war ja die Entdeckung von Gols im letzten Jahr - heuer dann zwecks einfacherer Verarbeitung mit Mojitosirup. Kommt nicht ganz an frische Minze ran, aber taugt als Kompromiss. Und kulinarisches Erlebnis ist so eine Ultralaufernährung ohnehin nicht.

Runde 595 \| 260.44km \| So, 06:13 \| Gesamt: 44:13:55 \| Runde: 00:08:31 (19:27 min/km) \| Die Schmerzen werden wieder stärker, Martin versucht zu retten, was noch zu retten ist. Aber immerhin 260km sind schon geschafft.

Runde 596 \| 260.88km \| So, 06:29 \| Gesamt: 44:29:03 \| Runde: 00:15:07 (34:32 min/km) \| Vorsichtig weiter.

Runde 597 \| 261.32km \| So, 06:46 \| Gesamt: 44:46:48 \| Runde: 00:17:44 (40:31 min/km) \| Aber dann doch Pause, weil ich hungrig bin - gibt ja noch gutes Risotto! In der Zwischenzeit kommen auch Steffi G. und Harry T. vorbei, um mich bei meinen Runden zu unterstützen.

Runde 610 | 267.01km | So, 07:59 | Gesamt: 45:59:27 | Runde: 00:06:25 (14:40 min/km) | Wie versprochen ist Doris L. wieder da um mich die letzten beiden Stunden zu begleiten. Mit Laufen ist leider nix mehr, aber vielleicht, vielleicht, wird's ja noch … aber gehen ist auch gut. Und es sind nur mehr vier Kilometer (also weniger als eine Stunde) bis zur nächsten (und letzten) Motivationsmarke - dem Jahresbudget für sowieso!

Runde 624 | 273.14km | So, 09:04 | Gesamt: 47:04:20 | Runde: 00:04:39 (10:37 min/km) | Die letzte Stunde bricht jetzt gleich an und ich möchte mich Runde für Runde bei allen einzeln bedanken, die so viel Zeit und Energie während der 48 Stunden - aber auch schon davor bei der Begleitung meiner langen Trainingsläufe - für mich und sowieso! aufgebracht haben, um diesen Solo-Benefizlauf überhaupt möglich zu machen. Den Anfang macht Michael, der unermüdliche Rundenprotokollierer.

Runde 627 | 274.45km | So, 09:19 | Gesamt: 47:19:03 | Runde: 00:04:52 (11:07 min/km) | Eine Runde mit Doris, die nicht nur jetzt in der Hitze dabei ist sondern - nicht nur aber auch - beim Trainingslauf bei minus-ich-weiß-nicht-mehr-wieviel-grad-aber-jedenfalls-saukalt dabei war.

Runde 632 | 276.64km | So, 09:44 | Gesamt: 47:44:16 | Runde: 00:05:12 (11:53 min/km) | Ehrenrunde mit Anna - Kostümarrangeurin, Motivatorin, Disco-Queen und Gesprächsstütze in der zweiten Nacht! Und Filmerin, die das Ganze für die Nachwelt festgehalten hat.

Runde 633 \| 277.08km \| So, 09:48 \| Gesamt: 47:48:45 \| Runde: 00:04:29 (10:15 min/km) \| … und jetzt machen wir die letzte Viertelstunde auf Forrest Gump.

Runde 634 | 277.51km | So, 09:52 | Gesamt: 47:52:33 | Runde: 00:03:47 (08:39 min/km) | Bisschen Kopfrechnen, mit welchen Rundenzeiten ich denn die 48 Stunden genau beim Zelt beenden könnte … 12 Minuten verbleibende Zeit, also drei Runden zu vier Minuten gehen sich aus … dafür müssen aber Laufschritte her …

Runde 635 | 277.95km | So, 09:55 | Gesamt: 47:55:41 | Runde: 00:03:08 (07:09 min/km) | Schmerzt zwar ordentlich aber drei Runden halte ich das schon noch aus und es wird sogar eine Rundenzeit deutlich unter vier Minuten, da ich die Runde durchgetrabt bin.

Runde 636 \| 278.39km \| So, 10:00 \| Gesamt: 48:00:00 \| Runde: 00:00:00 (00:00 min/km) \| Es ist vollbracht, 48 Stunden sind geschafft. 278.39km - neue persönliche 48-Stunden-Bestleistung und mehr als das Jahresbudget von sowieso! erlaufen. Allgemeiner Jubel, wenn auch die Müdigkeit bei allen erkennbar ist. Anstoßen mit Champagner, ein paar Worte für den Livestream und dann geht's auch schon ans Abbauen. Das übliche Prozedere nach einem so langen Ultralauf: jeder ist erschöpft, möchte nur mehr Nachhause und sich ausruhen. Und damit ist schon bald alles zusammengeräumt und nichts ist mehr zu erahnen, was sich hier gerade noch 48 Stunden lang abgespielt hatte.

Runde 636 | 278.39km | So, 10:00 | Gesamt: 48:00:00 | Runde: 00:00:00 (00:00 min/km) | Und nochmals einen ganz großen riesigen Dank an Alexandra, Gina, Martin & Carola: ein Wahnsinn, was ihr in diesen 48 Stunden geleistet habt. Für jede/n mehr als 16 Stunden "Betreuungsdienst", nur kurze Schlafpausen dazwischen, … unglaublich! Mir fehlen die Worte für Eure Leistung und Hingabe!

Fazit: gut ist's gelaufen, nix ist geschehen. Das Allerwichtigste: unterm Strich stehen Dank der vielen Spender_Innen, welche sich auch teilweise noch spontan während des Laufs an der Benefizaktion beteiligten oder vor Ort spendeten, sensationelle EUR 7.002,87, welche dann von der Macquarie Group Foundation auf EUR 14.005,74 verdoppelt wurden. Ein Ergebnis, das mich sprachlos macht! Vielen herzlichen Dank allen, die diese tolle Unterstützung für sowieso! möglich gemacht haben. Viel Kinderfreude wird damit in zahlreichen und neuen sowieso!-Workshops ermöglicht!

Vom Läuferischen her war es sicherlich einer meiner drei besten Ultraläufe (die anderen beiden: 12h-Split in Sarvar 2017 sowie die 24h-Bestleistung in Sarvar 2015). Mit der verringerten Nahrungsaufnahme habe ich vielleicht „meinen“ Schlüssel zum Ultraerfolg gefunden. Viel hat auch die Emotion beigetragen, denn praktisch immer Begleitung in meinem jeweiligen Fortbewegungstempo gehabt zu haben, war ein Luxus, den ich sonst bei Ultraläufen nicht habe. Etwas hadere ich im Nachhinein über die Zeit von Samstag 22h bis Sonntag 5h früh - in diesen sieben Stunden siegten die Entzündungen im Körper leider über den schon müden Kopf und ich war zwider und suderte herum. Mit einem Lächeln und positiver Einstellung wären die Schmerzen zwar nicht weniger, aber wohl erträglicher gewesen.

Insgesamt war es ein gewaltig schönes Erlebnis und ich bin sehr froh, diese Idee zum 48-Stunden-Solo-Benefizlauf gehabt zu haben. Das Zusammenwachsen und der Zusammenhalt mit den Betreuer_Innen, Begleitläufer_Innen und auch sonst am LAZ Anwesenden war wunderbar. Ich kann diese Erfahrung nur jeder/m zur Nachahmung empfehlen :-D.

Und: ich mag die Laufbahn immer noch - habe in der Zwischenzeit auch wieder einige (schnellere) Trainingseinheiten dort absolviert.

Stellt sich noch die Frage nach 2019: da ich mich seit 2010 jedes Jahr im Rahmen eines Laufs für den guten Zweck 24 Stunden oder mehr bewegt habe, würde 2019 die zehnte Auflage von "Martin läuft 24 Stunden (und mehr)" sein. Im bei uns verbreiteten Dezimalsystem damit so etwas wie ein kleines Jubiläum. Trotz der Zufriedenheit mit dem 48h-Bahnlauf bin ich mir nachwievor bewusst, dass das in den Wochen davor und auch anfangs Geschriebene hinsichtlich der Gefahr des Scheiterns und viel Aufwand für wenig Erfolgserlebnis, ja sogar Frust, weiterhin gilt. Gleichzeitig habe ich doch auch heuer wieder viel gelernt, wie es vielleicht auch zukünftig besser laufen kann und ich die Erfolgschancen für mich erhöhen kann.

Die große Dankbarkeit von sowieso! den Spender_Innen und meiner Lauferei gegenüber, motiviert mich natürlich, auch 2019 in irgendeiner läuferischen Form wieder für die gute Sache und sowieso! im Einsatz zu sein. Ein paar Ideenansätze habe ich schon, die ganz große Inspiration lässt aber noch auf sich warten. Aber ich bin mir sicher, irgendwann wird diese Inspiration kommen, so wie in der Nacht von 10. auf 11.12.2017, in der die Idee zum 48h-Bahnlauf entstand.

.